Werder Bremen: Schraubendreher Skripnik

Das Tal der Tränen weist der Kalender rückblickend am 24. Oktober 2014 aus: Nach einer 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Köln taumelt Werder Bremen mit mageren vier Punkten aus neun Spielen der Zweiten Liga entgegen, und Chef-Trainer Robin Dutt nimmt seine Entlassungspapiere in Empfang. Viktor Skripnik, bisher U23-Coach, übernimmt die Profis. Was folgt, erinnert an alte, erfolgreiche Bremer Tage.

Unter anderem mit Werders ehemaligem Mittelfeldmotor Torsten Frings im Trainerstab macht sich Skripnik an die grün-weiße Reparaturarbeit. Der Ukrainer scheint die richtigen Schrauben zu drehen, aus den ersten vier Spielen holt er drei Siege. Selbst wenn sich die Bremer kurz vor Weihnachten erneut auf dem letzten Platz befinden, der Übungsleiter beschwört eine neue Stimmung herauf – und wird belohnt. Aus einer völlig verunsicherten Mannschaft formt der 45-Jährige in wenigen Wochen eine Einheit, die mittlerweile von Sieg zu Sieg eilt.

Hatte Werder aus den ersten 16 Partien lediglich 14 Zähler eingefahren, strampelten sich die Hanseaten in den vergangenen fünf Spielen mit der Maximalausbeute von 15 Punkten ruckzuck aus dem Abwärtssog. Skripniks Bilanz: 12 Spiele, 25 Punkte, 25 Tore. Sein Erfolgsrezept klingt simpel: „Wir haben Spieler mit Qualität – aber diese Qualität war vor ein paar Monaten nicht so zu sehen. Meine Aufgabe ist, sie wieder herauszuarbeiten und Selbstvertrauen aufzubauen. Wir spielen jedes Spiel wie ein Finale, haben keine Angst.“

Wir spielen jedes Spiel wie ein Finale, haben keine Angst.

Etwas präziser formulieren es seine Spieler. „Viktor sieht immer genau, woran etwas liegt, spricht es in der Kabine an“, beschreibt etwa Philipp Bargfrede das Auftreten des Bremer Urgesteins. „Er fordert, mutiger mit dem Ball zu sein, und sagt dabei genau das Richtige zu uns.“

Kein Wunder, dass der eine oder andere bei der aktuellen Erfolgswelle schon wieder ganz andere Ziele als den Klassenerhalt vor Augen hat, zumal der Rückstand des Tabellenachten auf die internationalen Ränge lediglich drei Zähler beträgt. Über solche Platzierungen will der Trainer – wohlwissend, wie es um den Club noch vor wenigen Wochen stand – jedoch noch nicht reden. „Wir müssen erst mal unsere Aufgabe zu Ende bringen, und das ist der Klassenerhalt“, betont Skripnik. „Danach können wir ein Bierchen trinken und vielleicht über andere Sachen reden, vorher bitte nicht. Klar ist aber, dass man das aktuelle Niveau nicht dauerhaft halten kann. Es wird Tops und Flops geben.“ Doch auch er wird nicht mehr lange den Fuß auf die Euphoriebremse treten können – und wollen. Wenn die Norddeutschen weiterhin Dreier in Serie einfahren.

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