Fan-Feld: Einmal Schalker, immer Schalker

Hans-Peter Gerking und seine Frau Iris waren die ersten Anhänger, die sich bereits zu Lebzeiten Grabstätten auf dem Schalke Fan-Feld gekauft haben. Im Interview spricht der Unternehmer aus Gelsenkirchen über seine Beweggründe.

Hans-Peter Gerking, wie leben Sie Schalke?

Ich bin in Gelsenkirchen geboren und Schalke von klein auf verbunden. Mein Opa hat dafür gesorgt, dass ich zu den Partien in die Glückauf-Kampfbahn gehen konnte. Heute bin ich Vereinsmitglied, gehöre zum Fanclub Schalker Freunde Bismarckhain, habe Dauerkarten und sehe alle Partien. Schalke ist immer dabei. Wenn ich meinen Freunden Urlaubsfotos zeige, sehen sie meine Frau und mich im Schalke-Trikot. Sogar unser Hund trägt ein S04-Halsband und manchmal ein Trikot. Ein Leben ohne Schalke? – Ist nicht möglich.

Später wollen Sie Ihrem Verein auch im Tod nahe sein. Was hat Sie dazu bewegt, eine Grabstelle auf dem Fan-Feld zu kaufen?

Wenn man heutzutage über den Friedhof geht, sieht das ja an manchen Stellen grausam aus. Viele Gräber werden nicht mehr gepflegt. Das war also erst mal ein ganz praktischer Grund. Meine Frau und ich fallen nach dem Tod niemandem aus der Familie zur Last, der sich um das Grab kümmern muss. Der andere Grund: Wenn man sich Schalke so verbunden fühlt, zieht sich das durchs gesamte Leben. Warum soll diese Verbundenheit mit dem Tod enden? Ich stelle mir das ungefähr so vor: Wenn meine Söhne und Neffen eines Tages in der Arena ein Bierchen auf den 6:1-Sieg gegen Bayern München trinken und sagen: „300 Meter Luftlinie vom Stadion liegt er begraben. Das wär‘ was für unsern Vatter gewesen. Wenn er das noch erlebt hätte …“ Ist doch eine schöne Vorstellung.

War das eine spontane Idee oder eine Vorstellung, die Stück für Stück Gestalt annahm?

Ganz ehrlich? Ich lag in der Badewanne, als ich das erste Mal in der Zeitung vom Fan-Feld gelesen habe. Da hab ich meine Frau gefragt, was sie davon hält. Da sie wie ich durch und durch Schalkerin ist, waren wir uns sofort einig. Wir waren dann die Ersten, die ihre Grabstätten reserviert und gekauft haben, noch bevor überhaupt ein Spatenstich getan war. Damals stand auf der Fläche ein Bagger, und es gab wohl ein paar Baupläne. Als dann alles fertig war, fand ich es besser, als ich es mir vorher gedacht hatte. Die Flutlichtmasten, die Details, die Zäune in Blau und Weiß, das gefällt mir sehr.

Wo genau werden Sie Ihre letzte Ruhe finden?

Auf den Feldern 23 und 24. Also auf der Gegengeraden. Dort, wo wir in der VELTINS-Arena auch meistens sitzen. Zwei Grabstellen im Mittelkreis hätten uns zwar auch sehr interessiert, aber diese Plätze sind ja dem Verein vorbehalten.

Wie haben denn Freunde und Bekannte reagiert?

Gemischt. Einige konnten es nachvollziehen, andere meinten: „Du bist ja verrückt. Was hast du dir da wieder einfallen lassen?“ Aber ich war schon mit einigen Bekannten auf dem Grabfeld, die sich ein Bild davon machen wollten. Außerdem wollte ich mal schauen, ob die Friedhofsgärtner ordentlich aufgeräumt haben (lacht).

Haben Sie konkrete Vorstellungen, wie Ihre Beerdigung vonstattengehen soll?

Ein wenig. Auf dem Grabstein sollen das S04-Wappen und der Schriftzug vom Fanclub Bismarckhain stehen. Und eine Kapelle oder eine Band wäre nicht schlecht, die ein Schalke-Lied spielt – „Blau und Weiß ein Leben lang“. Und anschließend noch „Brothers in Arms“ von den Dire Straits.

War das ein komisches Gefühl, die eigene Grabstätte auszusuchen?

Nicht wirklich. Wenn man in jungen Jahren eine Lebensversicherung abschließt, beschäftigt man sich doch genauso mit dem Tod. Das Schöne ist ja, dass man nicht weiß, wann es soweit ist. Aber ich habe das gute Gefühl: Jetzt ist alles in trockenen Tüchern. Meine Frau und ich wissen, wo wir liegen werden und dass wir nebeneinander liegen werden. Und dass uns niemand finanziell über den Tisch zieht. Als Unternehmer plane ich doch auch weit in die Zukunft voraus. Das ist sozusagen eine ganz saubere Kiste.

Also einmal Schalker, immer Schalker?

Richtig. Besser kann man’s wohl nicht sagen.

Schalke Fan-Feld

Das Schalke Fan-Feld liegt nur wenige hundert Meter von der VELTINS-Arena entfernt auf dem Gelsenkirchener Friedhof Beckhausen-Sutum. Das Gemeinschaftsgrabfeld in Form eines Stadions mit Reihen- und Urnengräbern ist eine Anlage, die sich wie ein blau-weißer Ziergarten in die Umgebung einfügt. Die Kosten für eine Grabstelle beginnen bei 2800 Euro (zzgl. städtische Gebühren und Bestatterkosten). Sie beinhalten Grundgestaltung, Auswahl einer Grabstelle, Pflege des Gesamtfelds, Grabplatte und 25 Jahre Dauergrabpflege mit Bepflanzung, Grabsteinpflege, Instandhaltung sowie Behebung von Sinkschäden. Auch die Reservierung einer Grabstelle zu Lebzeiten ist möglich. Schalke hilft! und die Schalke Fan Feld GmbH stellen darüber hinaus kostenlose Ruhestätten für sozial schwache Fans zur Verfügung.

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